Mittwoch, August 11, 2021

Autorität und Verantwortung - persönliche Grenzen

Als Vermittlerin von Wissen, Pflanzen"lehrerin", Vertrauensperson in Sachen Ernährung und Wildpflanzen ist meine größte Herausforderung und wichtigste Übung der Umgang mit Autorität. Keine Lehre ohne Autorität, ohne Einflussnahme, die auf Tradition und Können und dadurch erworbenem Ansehen beruht. Faktoren, die einem Macht verleihen, aber auch dazu verleiten können, sich zu vergaloppieren. 

Autorität ist - ob man will oder nicht - mehr oder weniger immer natürlicherweise vorhanden, wenn man anleitet, lehrt und führt. Aber wie übt man sie aus, ohne zu dominieren und darauf zu bestehen, zu wissen was gut für andere ist?



Meistens fällt es mir leicht, ich weiß, dass ich nur die Vermittlerin des Wissens über die wilden Pflanzen und der Erfahrung zum Thema Ernährung bin, die mir geschenkt wurde. Aber angesichts von Entwicklungen, Vorgängen, die nicht meinem Bild einer sinnvollen Lösung entsprechen, fällt es mir oft schwer, loszulassen und andere ihren Weg gehen zu lassen. Das ist vergleichsweise einfach, wenn es sich um das Tun von Einzelpersonen handelt, fällt mir aber schwerer, wenn ich es als gravierend für uns Menschen allgemein einstufe. Es braucht ja niemand zu glauben, er bliebe beispielsweise vom Klimawandel unberührt - sollten wir da nicht langsam mal in die Puschen kommen?

Ich weiß, wir müssen am ganz großen Rad drehen und das, was ich und viele andere Menschen seit vielen Jahren versuchen ökologisch richtig zu machen, ist nichts wert, im Vergleich zu dem, was passieren könnte, wenn wir politisch große Entscheidungen fällen würden, die weitreichende positive Folgen haben könnten. Ich kann mich abstrampeln und meinen Mitmenschen und Klienten dasselbe empfehlen, allein, es wird beim Strampeln bleiben, wenn sich das große Rad nicht dreht. 

Was also tun? Endlich loslassen und aufgeben? Oder doch weiter die Möglichkeiten der eigenen Autorität im kleinen Rahmen nutzen? Ich muss zweigleisig fahren oder besser mehrgleisig. Ich muss aufgeben und weitermachen in einem. Ich muss mit meiner Energie haushalten und trotzdem Gas geben. Ich muss nichts - ich will alles. 

Vielleicht reicht es zur Erholung, mal eine Runde auszusteigen aus dem (Gedanken-) Karussell und sich ein Stück weit treiben zu lassen, Energie zu tanken, Freiheiten zu genießen, um an entscheidender Stelle dann wieder Verantwortung zu übernehmen. Ich bin der Überzeugung, wir alle haben Verantwortung für das, was wir tun oder nicht tun. Aber wir haben keine Verantwortung für das, was andere tun oder nicht tun. Dieser Gedanke entspannt mich einerseits und gibt mir Kraft andererseits. In diesem Sinne nutze ich den heutigen Tag, um jedem/r seine/ihre Verantwortung zu lassen - morgen stehe ich wieder in der Verantwortung und versuche mein Bestes zu geben.

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