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Rosen im April - neben meinem Liegestuhl - der Ausblick beim Lesen |
Neulich habe ich festgestellt, dass es in den allermeisten Büchern, die ich lese, um Grünes und Essbares oder Grün und Garten
oder Grün und Natur geht, selbst wenn es unterhaltende Literatur ist oder sogar Romane. Muss mir das zu denken geben?
Die Frauen der Rosenvilla etwa, ist ein Roman, den ich geschenkt bekommen habe. Und ganz ehrlich: Erst dachte ich: "Och nee, was wird sich wohl hinter diesem Cover für eine Schnulze verbergen."
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(c) Heyne Verlag |
Aber im Osterurlaub dann wollte ich das Buch probelesen und gegebenenfalls auch ungelesen weiterverschenken, falls es mir - wie eigentlich erwartet - nicht gefallen sollte. Aber von wegen...
Für ein paar Tage wurde fast alles andere zweitrangig, weil ich gerne wissen wollte, wie es weitergeht. Kennt ihr das? Ein Buch bei dem man nicht an schlechtem Satzbau hängenbleibt oder über eine seltsame Wortwahl nachdenkt, das eine spannenden Geschichte mit historischem Bezug zur Grundlage hat und einen gleich nach der ersten Seite in seinen Bann zieht. Das ist so ein Buch. Und die Geschichte, die sich um die Vorfahren von Anna Kepler, Erbin einer alten Schokoladendynastie, rankt spielt in der Dresdner Altstadt und dreht sich um die außerhalb gelegene von Anna geerbte Rosenvilla und das Familiengeheimnis, das damit verbunden ist und sich über zwei Weltkriege erstreckt. Alle historischen Verknüpfungen und die Beschreibung des Lebens in Dresden wirken authentisch und dennoch nicht dominant, man fühlt sich hineingezogen in das Leben früherer Generationen.
Und Schokoladenfans sollten sich mit genügend Schokolade ausrüsten, denn die Beschreibung von Pralinenrezepten und Schokoladenqualitäten, wie sie die Protagonistin in ihrer Chocolaterie herstellt, lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen - ich hatte Gott-sei-Dank genügend rohköstliche Alternativen am Urlaubsort gefunden.
Wenn ich ein gutes Buch lese, dann interessiert mich aber auch, wie die Autorin oder der Autor, die/der sich dahinter verbirgt, lebt und arbeitet. Und da wurde es erst recht spannend, denn leider gibt es dazu nur diese Infos:
Da hilft nur eins: Das nächste Buch lesen und das habe ich kürzlich getan:
Die Holunderschwestern ist schon 2016 im Heyne Verlag erschienen und beginnt mit bayerischen Schmankerln, die sich durchs Buch ziehen - hier gibt es am Ende keine Pralinenrezepte, sondern bayerische Küche, auch das ist wie die Pralinen eigentlich nichts für mich, aber ich kann zumindest bestätigen, dass alles authentisch ist, genau so habe ich das während meiner 10 Jahre in München früher kennengelernt.
In diesem Buch steht München im Mittelpunkt, hier spielt die Geschichte zweier Schwestern, ab 1918 und während der Nazizeit, die wiederum mit dem Leben einer Protagonistin aus unserer Zeit verknüpft ist. Dieses Gerüst aus Historie, einer geschichtsträchtigen Stadt und der Geschichte mehrerer Generationen von Frauen, ist die einzige Verbindung zur Rosenvilla - abgesehen vom ebenfalls "grausam schwülstigen" Cover.
512 Seiten voller Spannung begleiten einen durch die Epochen und lassen einen dabei sein auf dem Viktualienmarkt zur Zeit der Revolution 1918, führen einem die linksrebellischen Ideale Kurt Eisners vor Augen, und ließen mich reinspickeln in das Leben der Familie von Paul Klee und anderen Münchner Künstlern, die sich von der Revolution einen großen Aufschwung erwartet haben und sich letztendlich doch dem Nazi-Regime geschlagen geben mussten.
In den Hauptrollen führten mich zwei Schwestern, die nicht zur gehobenen Gesellschaft gehören, aber diese mitfühlend und aufmerksam beobachteten, durch die Zeiten bis in die Gegenwart. Auch diese Geschichte ist wieder superspannend gewesen, um so mehr würde es mich interessieren, wer denn eigentlich Teresa Simon ist... ich habe da eine Vermutung, aber weiß jemand von euch was dazu?
Letzte aktuelle Lektüre für heute - auch schon 2016 erschienen bei Piper, aber zeitlos im Thema - ist "Die grüne Hölle" von Maarten 't Hart.
In diesem Buch geht es um jene Seite der Medaille "Gartenarbeit", die einen zum Verzweifeln bringen kann. Schwerer Boden, Unkraut, Vögel, all das macht einem "richtigen" Gärtner (Maarten ’t Hart ist Biologe und gehört zu den beliebtesten Autoren der Niederlande) zu schaffen.
Mich amüsieren seine Geschichten sehr. Denn obwohl ich Gartenliebhaberin bin und Gartenbauwissenschaften studiert bin, bin ich davon überzeugt, dass ein Garten nur eine Leihgabe der Natur ist, die sie sich sofort zurückholt, sobald die Gärtnernden nachlässig werden. Und so ist das Gärtnern doch oft ein Kampf, der an das Laubrechen im Wald erinnert, das Zenmönche praktizieren, um den Geist zur beruhigen.
Die Natur lehrt uns Demut oder das Verzweifeln, so einfach mag es sein, und die Geschichten in diesem Buch wurden von einem geschrieben, der eher zum Verzweifeln neigt und der "grünen Hölle" dadurch zusätzliche Komik verleiht. Lustig, kurzweilig und nicht all zu ernst zu nehmen!