Donnerstag, September 22, 2016

Äquinoktium


Herbsttag

 Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rainer Maria Rilke, Herbst 1902, Paris


Es ist einmal wieder so weit: Heute ist Herbst-Tag-und-Nachtgleiche. Der Tag ist so sonnig gestartet, dass ich fast nicht glauben kann, dass wir heute in den dunkleren Teil des Jahres starten. Die Tage sind noch so sommerlich und prall gefüllt mit Leben und Aktivität. Und doch werden die Tage nun täglich kürzer und es geht ganz schnell der Wintersonnwende entgegen.

Einige klagen, dass es ihnen in den letzten Spätsommertagen nicht gut gegangen sei, sie etwas deprimiert waren, weil der Sommer nun vorbei ist. Ja, es war ein großer Sommer. Aber es kann auch ein wunderbarer Herbst werden. Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich die Stürme und die goldenen Tage mag, aber auch keine Angst habe vor dem Alleinsein. Alleinsein hat viele Facetten, für mich heißt es nur, dass der sommerliche Trubel weniger wird, und dass ich mich auf ausgedehnte Herbstwanderungen und abendliches Lesen freue.
Es wird gefühlt ein bisschen ruhiger werden, obwohl der Aktivitäten schon genug geplant sind. Und ein Haus wollte ich diesen Herbst eh nicht bauen.

Euch einen wunderschönen Herbsttag - vielleicht in der wilden Natur?


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