Heute morgen bin ich aufgewacht und fühlte mich anders als sonst. Die letzten Wochen habe ich mich immer hin- und hergerissen gefühlt zwischen all den Erkenntnissen und Unkenntnissen zu den Ereignissen. Die Situation in Afghanistan, die Gesundheitspolitik im Umgang mit der Bedrohung, die wir in dieser Form bisher nicht gekannt haben, der Umgang mit dem Finden von Lösungsansätzen dazu, die klimabedingten Ereignisse in allen Teilen der Welt ... Es scheint, als wollten die Herausforderungen nicht mehr aufhören; ich habe mich am Tag tausendfach versucht innerlich zu positionieren. Und ich war immer unzufrieden mit meinen Positionen, konnte selten zur Ruhe kommen und mit mir im Einklang sein. Ich habe die Meinung anderer, als versuchte Einflussnahme von außen wahrgenommen und manchmal als Manipulation empfunden, weil sie meine Gedankengänge gestört haben und habe mich einfach unwohl gefühlt.
Heute morgen war das anders, was vielleicht auch am gestrigen Tag und den Erfahrungen liegen mag, die ich auf unserer botanischen Genusswanderung mit den Teilhmer:innen machen durfte. Die Gruppe war sehr heterogen zusammengesetzt, der größte Unterschied bestand sicher in der Ernährungsform, von Rohköstlerinnen bis überzeugten Fleischessern, war alles vertreten was das Ernährungsspektrum hergibt.
Wirbeldost - Clinopodium vulgare |
Aber auch andere Themenfelder waren heterogen besetzt. Geimpfte Personen und ungeimpfte, Menschen, die auf den technischen Fortschritt als Lösung für den Klimawandel setzen, welche, die auf bessere Kommunikation hoffen und andere, die glauben, wir müssen ganz anders vorgehen.
Natürlich standen die Natur und die Wildpflanzen im Mittelpunkt, aber auch Themen wie die Waldbewirtschaftung, Flächenversiegelung oder Naturschutz beispielsweise. Auch haben wir beim rohköstlichen Picknick über die verschiedenen Ernährungsformen und Gesundheit gesprochen. Ich möchte sagen, zum Schluss wussten wir gegenseitig mehr übereinander, zumindest, was die grobe Richtung anbelangt. Und alle hätten einige Unterschiede zu den jeweils anderen aufzählen können.
Mycelis muralis - der Mauerlattich |
Jetzt ist es natürlich keine große Leistung, gemeinsam und in gegenseitigem Respekt einen Tag in der Natur zu verbringen, so lange kann man die Andersartigkeit der Gefährten wohl aushalten, möchte man meinen. Tatsächlich aber erlebe ich im Alltag aber oft auch das Gegenteil. Menschen, die sich nicht mehr zuhören, weil sie nicht mehr die Meinung ihres Gegenübers hören wollen, die auf der Suche sind nach Gemeinsamkeit und nicht konfrontiert werden möchten mit der Andersartigkeit. Das habe ich gestern aber nicht erlebt, wir waren 8 Menschen, aus unterschiedlichsten Lebenswelten, die einen Tag genutzt haben, um die Schönheit der Natur und ihre Großzügigkeit zu genießen, die sich verhalten haben, als wären sie Pflanzen, die um ihr eigenes Wachstum bemüht sind, aber die anderen auch neben sich in deren individueller Ausprägung sein lassen. Wir haben gemeinsam uns gefreut an den wunderschönen Ausblicken, haben uns nicht vom Regen irritieren lassen, haben versucht die Zusammenhänge in der Natur nicht nur zu verstehen, sondern sie auch wirken zu lassen und hatten einen wunderschönen Tag.
Heute geht mein Dank daher an 7 tolle Menschen, die an gestern mit mir unterwegs waren und mich dabei gefühlt getragen haben mit meinen Zweifeln und Bemühungen, meine kleine Welt ein bisschen besser zu machen. Die das von mir zubereitete rohköstlich, vegane Essen genossen haben und aufmerksam waren, wenn es um die Pflanzen und ihre Eigenschaften ging und auch um die Bedrohungen, denen sie und die Natur ausgesetzt sind.
Danke - ich habe mich sehr wohlgefühlt mich euch und der erste Gedanke heute morgen ging an euch und den wunderschönen Tag, den ich gestern mit euch verbringen durfte. Und das Wohlbefinden von gestern war immer noch da.