Donnerstag, Dezember 09, 2021

Im Regen am winterlichen Fluss




heute ein Auszug aus meinen Programminfos:

Liebe Wildpflanzenfreundin, lieber Wildpflanzenfreund,

gestern durfte ich mich für ein paar intensive Stunden den Geheimnissen eines alten Gartens widmen und erahnen und vorfühlen, welches Wildpflanzenparadies daraus entstehen könnte.
Er hat es mir nicht leicht gemacht, der Garten, mich verwirrt mit seinen alten Geschichten und Bewohnern. Von einem Teil konnte ich zudem dessen zukünftigen Charakter nicht klar sehen, zu verdeckt war die alte Quelle und ihre sprudelnde Energie. Es war schön, aber auch anstrengend, zu erkennen, welche Schritte nacheinander gegangen werden müssen, um aus dem Garten einen Wohlfühlplatz werden zu lassen.
 

Nun plane ich schon lange keine Gärten mehr, wie ich das früher gemacht habe, ich habe es aufgegeben, mich architektonisch den Gartenwünschen anzunähern. Mein Ansatz heute ist, die Nutzer:innen und Bewohner:innen mit ihrem Garten zu verbinden, ich zeige ihnen die Schätze und auch die Verletzungen auf ihren Grundstücken und wir erschaffen daraus gemeinsam eine Vision für den Garten. Den Rest erledigen die Fachleute aus dem Garten- und Landschaftsbau oder die Gartenbesitzer:innen selbst, aber auch sie müssen erst die Stimme des Gartens wahrnehmen, die Vision erkennen, um aus einem Platz, einen Erholungsort, einen Schutzraum, eine Speisekammer, eine Schatzkammer der heilenden Pflanzen und ein kleines Paradies behutsam bauen zu können.
Meine Aufgabe ist es nur, die Mittlerin zu sein.

Genauso verhält es sich mit den Ernährungsberatungen, ich habe keine fertigen Lösungen, die ohnehin nicht für jede/jeden passen würden. Wir arbeiten gemeinsam an Ideen und entwickeln Strategien, wie die gesunde Ernährung genau jetzt und passend zur jeweiligen Person aussehen kann, mit Wildpflanzen und Rohkost.
Und auch bei den Jahreskursen, die im Februar schon wieder zu Ende gehen, durfte ich wieder einmal feststellen: Ich bin nur die Vermittlerin, die die Pflanzen den Teilnehmer:innen vorstellt, sie miteinander
bekannt macht, ihre Eigenheiten versucht zu vermitteln. Aber wer sich mit wem besonders intensiv verbindet, das habe ich nicht in der Hand und es erstaunt mich immer wieder, welche Verbindungen da zwischen Menschen und Pflanzen eingegangen werden und welche auch einfach nicht.


Im Anschluss an meine Arbeit in dem Garten gestern, bin ich im Regen und der Dämmerung noch spazieren gewesen. Anfangs war es noch hell genug in dem verwunschen erscheinenden Flusstal. Das frische Wintergrün der Moose, Wasserlinsen, Kräuter, das Rot und das Grau des Buchenwaldes und das Gelb der Gräser leuchteten geradezu. Mein Begleiter hat sich lustig gemacht über meine Begeisterung für all die Winterfarben. Für mich war es ein Loslassen nach der Konzentration, ein Freilaufen nach der Fixierung auf den Garten und ein Genuss, das zu spüren. Von weitem grüßte uns der Garten in der Dunkelheit noch mit kleinen Weihnachtslichtern und ich wusste, alles ist gut.

Nicht oft gelingt es mir, die geliebte Arbeit so effektiv loszulassen und aus der aktiven Rolle in die Entspannung zu gehen, aber wenn, dann findet das meistens draußen und in Bewegung statt.
Daher meine Empfehlung heute: Geh raus, lass los, genieße - auch den grauen Tag und den Regen, dann kannst du auch die Farben sehen. 

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