Montag, Januar 29, 2024

Fleisch oder Nicht-Fleisch - neue Steinzeittheorien

In meinen Kursen versuche ich immer wieder zu erklären, das Fleischessen keine Frage der Wissenschaft ist, auch medizinisch nicht einwandfrei begründbar ist und historisch kontrovers diskutiert wird. Nachdem ich mich intensiv in Museen zu diesem Thema informiert habe, meine ich verstanden zu haben, dass Menschen bis Steinzeit eher die Gejagten als die Jäger:innen waren. Wie soll es denn funktionieren ohne Waffen und ohne geeignetes Werkzeug die Tiere zu schlachten, ihnen die Haut abzuziehen, etc. Also waren es wohl die Wildpflanzen, die den Großteil der Ernährung und der Versorgung mit essentiellen Nährstoffen ausgemacht haben. 

Aktuell gibt es eine neue Veröffentlichung von Forscher:innen (Jennifer C. Chen, Mark S. Aldenderfer, Jelmer W. Eerkens, BrieAnna S. Langlie, Carlos Viviano Llave, James T. Watson,
Randall Haas) von der Universität Wyoming, die besagt, dass auch Steinzeitmenschen am Übergang zur Sesshaftigkeit, kaum Fleisch gegessen haben dürften. Das konnte bewiesen werden durch Isotopenanalysen der Knochen menschlicher Fossilien, die 9000 Jahre alt sind. Es konnte gezeigt werden, dass sich diese Steinzeitmenschen nicht wie erwartet vorwiegend von Fleisch ernährten, sondern zu 70-95 Prozent von pflanzlichen Lebensmitteln.

Warum haben frühere Forschungen dann vermutet, die Menschen hätten sich vorwiegend von Fleisch ernährt? Das basiert wohl auf einem Missverständnis: Weil bei den Ausgrabungen häufig eher tierische Reste, wie Knochen, gefunden wurden und kaum pflanzliche Überreste, nahm man an, dass vorwiegend Tiere gejagt und gegessen wurden - dabei waren die Pflanzen einfach nur nicht erhalten geblieben. Bestärkt wurden die Annahmen durch Funde von Waffen, Speerspitzen etwa.
Aber nun, mit einer anderen Betrachtungsmethode, wurde gesehen, was vorher nicht gesehen wurde - nämlich, dass die Tiere wohl wesentlich weniger in den Körper aufgenommen wurden. 

Paläoethnobotanische Daten zeigen auch, dass wilde Knollen und Malvengewächse zu den wichtigsten Bestandteilen der Ernährung gezählt haben. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass zur Selbstversorgung beispielsweise Maca-Knollen und Kartoffeln angebaut wurden. 

 

Rote Bete gab es in den Anden nicht - aber im Mittelmeerraum.

Diese Forschungen bezogen sich auf Gebiete in den Anden, ich hätte nun gerne mehr Untersuchungen dazu.

Zum Nachlesen der Veröffentlichung klick hier. 



Dienstag, Januar 23, 2024

Start ins Wildpflanzenjahr - Webinar zu den aktuellen Kursen

Im März geht's los, Zeit sich anzumelden, wenn du dabei sein magst und das neue Wildpflanzen-Jahr mit mir verbringen magst. 

Dabei gibt es nicht nur Kurse für Anfänger:innen, ganz besonders freue ich mich auch über Fortgeschrittene - schau mal in die Beschreibung vom Botanik-Jahreskurs!

Damit du dich umfassend informieren kannst, gibt es vorab einige Webinartermine, bei denen ich dir alle Kurse vorstelle - buche deine Webinarteilnahme hier kostenlos und unverbindlich.







Mittwoch, Januar 17, 2024

Männer und Wildpflanzen?

Männer, wo seid ihr? Im Zirkus der wilden Pflanzen, bei Kursteilnehmenden wie Anbietenden seid ihr kaum vertreten oder wirklich rare Einzelexemplare. Warum eigentlich? 




Die Botanik wurde wie einst alle Wissenschaften von Männern begründet und viele Lehrstühle in diesem Bereich sind von Kollegen besetzt. Da aber wo die Botanik in den Alltag hineinspielt, zum Beispiel bei der Verwendung von Wildpflanzen, da dreht sich das Blatt und die Frauen sind in der Überzahl. Woran liegt das? 
Und wieso kochen Männer heute so viel und häufig, dass in allen Koch-TV-Sendungen doch die Hälfte der Teilnehmenden Männer sind? Wie hat sich das entwickelt?


Ich wünsche mir für meine Jahreskurse, dass mindestens 1/3 Männer dabei sind. Es ist nicht so, dass nie Männer dabei sind, aber eben deutlich weniger als Frauen. Dabei habe ich das Gefühl, die männliche Sicht auf die Wildpflanzen würde deren Betrachtung weitere gute Aspekte bringen.
Jetzt kann man natürlich sagen, das macht doch keinen Unterschied, ob Männer oder Frauen sich mit Wildpflanzen beschäftigen, ja, auch ich hoffe, in Zukunft wird das so sein. Aber momentan sind es 90 Prozent Frauen, so wie Frauen früher überwiegend gekocht haben.

Ob Frauen oder Männer, das ist den Pflanzen ganz egal, sie haben für jeden etwas zu bieten: Bäume, Sträucher, Kräuter gibt es in zart und robust und in allen Regenbogenfarben. Geschlechterspezifische Wildpflanzen gibt es nicht, im Gegenteil, bei den Pflanzen ist es wie bei den Menschen, nonbinär ist hier Standard, nicht außergewöhnlich.

Also Männer, ich suche euch, weil ich euch gerne mit den Wildpflanzen bekannt machen möchte. Und übrigens: Richtig gute Köchinnen und Köche kommen heutzutage ohne Wildpflanzen doch gar nicht mehr aus. Die wirklich guten Geschmäcke wollen gesammelt werden - los geht's.