Donnerstag, April 12, 2012

Vegan aus Mitgefühl - Interview Michi Kern - Teil 1

und heute wie versprochen, der erste Teil

Münchens bekanntester Clubbetreiber und Yogalehrer Michi Kern

Michi Kern, langjähriger Aktivist des Münchner Nachtlebens mit eigenen Clubs, Szenewirt in eigenen Restaurants, Herausgeber des Yoga-Journals und Mitbesitzer der Jivamukti Yogalofts in München, lehrt nicht nur die Achtsamkeit des Yoga, sondern setzt sich ein für ein Leben in Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe.
„Was bringt vegane Ernährung?“ – mit dieser Frage beginnt Michi Kern seine Yogastunde, zu der ich mich leichtsinnigerweise angemeldet habe. „Na, auf die Antwort bin ich gespannt“, denke ich mir, sitzend im Schneidersitz zwischen all den anderen Yogajüngerinnen. Eine Antwort wartet er nicht ab – so war es nicht gemeint, er hat eine Antwort. „Zuerst einmal: Besseren Sex!“ „Das hätte ich mir ja auch denken können“, geht es mir durch den Kopf, so funktioniert Werbung, für sich, für ein Produkt und für die gute Sache. Aber der Student der Philosophie, das ist er nämlich auch seit einem Jahr, hat eine Begründung: „Guter Sex braucht Mitgefühl, um zu verstehen, wie ich meinem Partner Gutes tun kann. Einfach nur Nehmen ist Gewalt.“ Jetzt nimmt er elegant die Kurve und spricht weiter über die Gewalt gegenüber Kühen, wenn ihnen die Kälbchen weggenommen werden und die Milch abgepumpt wird, auch eine Art der Vergewaltigung. Schließlich weist er noch auf ein Buch hin, dass er übersetzen lassen hat: „Yoga und Vegetarismus“, weil es darin genau um diese Themen geht. Freundschaften, Zeit und Geld hat ihn dieses Unterfangen gekostet, sagt er – ich bin geneigt, ihm zu glauben, er erweckt nicht den Eindruck, als würde er von seinen Zielen abweichen.
Dann ist für ihn die Einführung in den Yogaabend abgeschlossen – lächelnd geht er über von Ahimsa, dem Prinzip der Gewaltlosigkeit zu den Asanas, den Körperübungen. Nach einer Viertelstunde bin ich am Ende – so habe ich Yoga noch nicht erlebt, Jivamukti-Yoga ist deutlich anstrengender als das mir vertraute Iyengar-Yoga. Ich will eigentlich am liebsten gehen, weil ich triefe, japse und innerlich laut jaule. „Hat der Mann denn vorhin nicht von Mitgefühl gesprochen?“, frage ich mich. Ich halte durch, ich möchte schließlich nachher einen Interviewtermin mit ihm vereinbaren, da kommt jetzt abhauen und draußen warten sicher nicht gut an. Ich gebe mir alle Mühe, bleibe standhaft und nach der Stunde fühle ich mich wie transformiert, einmal auseinandergenommen und danach wiederbelebt. Dieser Mann lässt einen nicht auskommen – er fordert und gibt.

Und meine Fragen habe ich auch beantwortet bekommen, es wurde ein philosophisch angehauchter Diskurs zum Thema Mitgefühl... mehr dazu morgen. - hier weiter zu Teil 2

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