Donnerstag, Juni 23, 2016

Was kommt nach Glyphosat? Nichts Gutes.



Normalerweise ist hier ja immer alles schön und erquicklich im Blog - aber heute geht's hier mal zur Sache. Ich bin genervt und das schon seit Wochen. Ich kann es nicht mehr hören, die Glyphosat-Diskussion. Ja, auch ich bin gegen den Einsatz dieses Spritzmittels. Aber ich weiß auch, dass es reine Augenwischerei ist, jetzt Glyphosat zu verbieten.
Wir hatten vor rund dreißig Jahren dieselbe Diskussion - damals war ich noch ganz nah dran und habe zum Abbau von Pflanzenschutzmitteln in Gewässern geforscht. Damals hat man das Unkraut im Maisanbau mit Atrazin bekämpft. Bis der Atrazineinsatz zum Politikum wurde - jeder kannte das Wort und die Gefährlichkeit des Mittels und die Presse war ganz vorne mit dabei. Und Atrazin wurde 1991 verboten. Fein - Ruhe im Karton. Mais wurde weiterhin angebaut und weiterhin wurde dafür Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt, vermehrt das seit 1974 schon verwendete Glyphosat.

Nun meine Frage: Was bringt es Glyphosat zu verbieten? Glaubt denn wirklich jemand, man könne hier Mais in diesen Mengen, wie wir es tun, anbauen ohne Unkrautvernichtungsmittel einzusetzen? Ich frage das nicht, weil ich für den Einsatz von Glyphosat wäre, sondern weil ich meine, dass diese Diskussion falsch geführt wird.
Wozu wird der Mais denn genutzt? 2013 wurden in Deutschland auf rund 500.000 ha Körnermais angebaut. Noch mehr Fläche, nämlich 2 Mio. ha, wurden zur Silomaiserzeugung genutzt, insgesamt werden rund 80 Mio. Tonnen Silomais geerntet. Global werden 63 % der Ernte von insgesamt ca. 1 Milliarde Tonnen an "Nutztiere" verfüttert. In Industrieländern werden 3 % des dort verbrauchten Mais nur als Lebensmittel genutzt und 25% zur Energiegewinnung. Merkt ihr was? Bei uns wird der Mais für die Tierhaltung und zur Energieerzeugung angebaut (und natürlich wird kräftig zugekauft).

Und hier ist der Knackpunkt, an dem wir entscheiden, nicht das EU-Parlament: Mit jeder Tasse Milch, mit jedem Rindersteak, mit jedem Ei und mit jedem Stück Schweinefleisch entscheidet sich ein EU-Bürger für den Maisanbau und damit auch für Unkrautvernichtungsmittel. Wenn wir unseren Konsum nicht ändern, werden wir damit leben müssen. Das betrifft auch den Bio-Anbau, denn auch dort wird Unkraut bekämpft und werden Tiere gemästet - selbst wenn das Unkraut mechanisch bekämpft wird, verbraucht dies Energie (in Form von Bioethanol etwa) - die in der Regel aus dem konventionellen Maisanbau stammt und nur Bio heißt, weil mit biochemischen Verfahren produziert.

Wir sind hier auf dem Holzweg und der beginnt lange vor der EU-Entscheidung, nämlich bei uns auf dem Teller. Auch ich bin dafür, dass wir uns gegen Glyphosat entscheiden, aber ich weiß auch, dass das nächste Spritzmittel garantiert schon auf dem Weg ist.  Oder glaubt ihr, die Bauern hören von heute auf morgen auf, Futtermittel für die Tiere oder Bioethanol zu produzieren. Nach dem 30. Juni kommt also nicht das Paradies auf uns zu, sondern eher die Sintflut. Und ob das nächste Spritzmittel schädlich ist, darüber diskutieren wir dann hier in 30 Jahren wieder, wenn genügend Forschungsergebnisse dazu vorliegen. Es gibt nur einen Weg: Vegane oder zumindest fleischarme Ernährung und nachhaltige Energiegewinnung, die nicht auf Kosten der Umwelt geht.

Wenn Euch dieses Thema auch am Herzen liegt, dann freue ich micht, wenn ihr diesen Eintrag so oft teilt, dass jeder ihn lesen kann. Es ist unsere Entscheidung!

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