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Und dann wird dieses Buch auch noch mit dem 1. Preis als Bestes Buch zur Gartenprosa- oder Lyrik ausgezeichnet. Ich konnte es nicht glauben, das musste ich tatsächlich in Händen halten.
Und dann geschah etwas Unglaubliches - ich habe mich verliebt in dieses Buch. Ich habe es aufgeschlagen, ein paar Sätze gelesen und schon war es um mich geschehen. Und das lag nicht nur an diesem Kapitel, in dem es sich darum dreht, wie der Giersch im Garten zum guten Freund und mit den richtigen Nachbarn auch gezähmt werden kann.
Nein, jedes Kapitel in diesem Buch ist witzig, manchmal ironisch aber immer sehr charmant geschrieben von zwei echten Pflanzenliebhabern: Jörg Pfenningschmidt - der wohl frechste Gartenkolumnist derzeit - schreibt unter anderem für die Gartenpraxis und wenn er nicht schreibt, dann plant er wundervolle Pflanzungen, legt sie an und begleitet sie nachhaltig. Er ist nicht nur Planer, sondern wirklich Gärtner. Den idealen Mitstreiter für das Gute, Wahre und Schöne im Garten hat er mit Jonas Reif, dem Chefredakteur der Gartenpraxis gefunden, der sich mit ihm duelliert, nicht nur wenn es um die Rosen geht.
Kein Thema wird hier ausgespart und nichts ist den beiden Autoren zu unwichtig.
In der Gärtnerei, in der ich aufgewachsen bin, gab es einen Spaten, den immer alle benutzen wollten, weil er leicht und besonders handlich war, dass er eigentlich ein schwuler Spaten war, weiß ich erst jetzt.
Von Gartenbesuchern handelt das Kapitel Gartenbesuch - klar. Aber wie es halt so ist mit Besuch... und den Leuten und Annegret, die im Rahmen einer Gartenführung für 40 Personen ihr ganz persönliches Gestaltungs- und Pflanzenproblem erörtert und gelöst bekommen möchte. Ich kenne Annegret - gut - und wundere mich, dass sie auch Jörg Pfenningschmidt schon das Leben schwer gemacht hat :-)
Das heilige Grün, der Rasen bekommt auch einige Seiten gewidmet, obwohl er nur ein Platzfresser ist. Jawoll ja, wir sind uns einig.
Und wieder eines dieser Fotos, das einem das Gärtnern vergällen könnte, wüsste man nicht allzu genau, dass das die Realität ist, wie auch Schottergärten und Co. Dieses Buch erzählt von allen Missständen rund ums Grün und versöhnt einen gleichzeitig mit ihnen, weil hier die Retter zu nahen scheinen. Wenn überhaupt noch jemand an die Gartenkultur in Deutschland glaubt, dann die Autoren dieses Buches.
Mein Lieblingskapitel, weil aus Leid entstanden und doch zur Lösung der Problematik hässlicher Ecken und Plätze in Folge unsachgemäßer Pflanzenverwendung beitragend:
Ich habe vor 25 Jahren meinen Unterricht zur Pflanzenverwendung an der TU München/Weihenstephan jedes Jahr mit einer Vorlesung zu Beginn des Semesters zum Thema "Rassismus in der Pflanzenverwendung" begonnen. Ja, manche Pflanzen wurden gehasst, zu Unrecht. Meistens deshalb, weil sie ohne jedes Fingerspitzengefühl verwendet worden waren und den öffentlichen Raum so nicht schöner, sondern hässlicher gemacht haben. Ein Klassiker: die rotlaubige Berberitze der Sorte 'Atropurpurea'. Dabei trug diese, wie unzählige andere, keinerlei Schuld an ihrem Schicksal, sie waren nur einem unbegabten Planer in die Hände gefallen.
Das Buch bietet nicht nur Inspiration, sondern auch Trost. Es gibt auch schöne Pflanzungen mit Berberitzen, wie dieses Foto unten zeigt - ein Aufatmen bei der Leserin - das Negativbeispiel zeige ich hier nicht.
Auch schön, das Kapitel über Japanische Gärten - man ahnt es vielleicht, der typische Ahorn alleine macht noch keinen japanischen Garten... auch in Japan nicht.
Es wäre alles so schön in diesem Buch, wenn nicht das Cover wäre und so manches Bild im Inhalt.
Dieses Buch ist schonungslos ehrlich und stellt an manchen Stellen die Missstände in der deutschen Gartenlandschaft dar. Es ist aber auch ein Mutmacher, weil es beruhigend ist, zu wissen, dass es Menschen gibt, denen diese Missstände auffallen und sie etwas dagegen unternehmen.
Die Buchrückseite beschreibt, was es bietet. Großartig. Lesen!
Ich habe das Buch mittlerweile auch verschenkt, an einen Gärtner, der Jörg Pfennigschmidt seit dem Lesen einer Kolumne gezürnt hat, weil er darin Forsythien als "pissgelb" beschrieben hat. Freudestrahlend hat er ihm verziehen, weil in diesem Buch zum Thema "Forsythie" steht, dass sie mit strahlender Leuchtkraft unsere wintermüden Augen weckt. Na bitte, eine Person haben Sie mit ihrem Buch schon glücklich gemacht Herr Pfenningschmidt und Herr Reif.
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