Donnerstag, Mai 03, 2018

Vegan, wild und roh im KaDeWe?




Wir sind noch nicht am Ende unserer Berlintour, aber diese Woche schaffe ich es mit den letzten 3 Berichten. Nach dem letzten Wochenende gibt es nämlich nicht nur jede Menge Neues aus München, sondern auch jetzt im Frühjahr wieder viel aus der Natur zu berichten, über Wildpflanzen und Rohkost im Frühjahr. Heute aber nochmal in die Hauptstadt:

Nach all den Köstlichkeiten, die wir schon gefunden hatten, wollte ich es nun doch endlich wissen: Wie sieht es denn im KaDeWe aus - stoßen Erna und Otto Normalesser dort auch auf so viel Rohkost und Veganes wie im Rest der Stadt? Um das rauszufinden, haben wir eines der beliebtesten Gourmetziele der Stadt angesteuert und ich zeige euch, was wir dort gefunden haben:


Prunkvolles - natürlich, wie könnte es sein im bekanntesten Konsumtempel der Hauptstadt.
Und tatsächlich: Ja, wir wären nicht verhungert in der Gourmetabteilung des KaDeWes - aber mal ehrlich, das war's mehr oder weniger schon:



Das KadeWe ist natürlich nach wie vor, der Laden für "Gourmets ohne Skrupel"? Normalerweise bin ich zurückhaltender in meiner Wortwahl, aber der Anblick von Gänsestopfleber und Kaviar sind mir ebenso ein Gräuel wie die riesigen Theken mit "Fertiggerichten", die in erster Linie einfach nur dasselbe bieten wie vor 50 Jahren, wie bei Dallmayer, Käfer, Böhm & Co. Keine Weiterentwicklung in diesem Bereich. So sah dann auch die "Avocado vegan" mit Kichererbsen und Gemüse nicht wirklich lecker, sondern eher "very oldschool" und etwas abgestanden aus.

Kulinarisch, war der Inbegriff alle Gourmet-Hotspots also nichts für mich. Ich habe mir noch gegönnt an der Käsetheke nach "veganem Käse aus Nussmilch" zu fragen, denn in diesem Bereich tut sich ja gerade unheimlich viel und die Produzenten von richtig leckeren Käsesorten, die zumindest optisch aber immer mehr auch geschmacklich nicht mehr von den Rohmilchkäsen zu unterscheiden sind, schießen wie Pilze aus dem Boden. Nichts von alledem im Kaufhaus des Westens. Dort, wo man einst sicher sein konnte den heißesten Gourmetscheiß der Welt zu bekommen, da ist man stehengeblieben beim Gourmetsortiment der 80er Jahre. Schade eigentlich, das hätte ich mir anders vorgestellt. Aber, und man muss es vielleicht unter diesem Gesichtspunkt verstehen, hier ist auch ein anderes Publikum unterwegs als im Rest der Stadt. Ab 70 aufwärts und die Jüngeren sind zumindest so gekleidet, dass sie den Dresscode der Älteren erfüllen. Man trägt hier Burberry im klassischen Schnitt, hat Frisuren, die kein Haar krummliegen lassen und die Damen sind ohne Ansatz gefärbt. Dieses Publikum sucht nach Wachteleiern und Hummerschwänzen, trinkt ein Glas Champagner und kauft die Kleinigkeiten, die es braucht, um die Nachbarn im Villenvorort zu beeindrucken.

Aber auch Rohkost haben wir gefunden, allerdings nur ein Minisortiment der in der Rohkostszene bekannten Klassiker und kaum eine dieser Firmen. Im KaDeWe ist scheinbar noch nicht angekommen, dass es so etwas in Deutschland in einer mittlerweile doch großen Vielfalt gibt. Sie setzen auf ein internationales Sortiment - nur einige wenige hier bekannte Produkte, die man aber mittlerweile auch in jedem Bioladen findet. In diese Ecke will man hier nicht rutschen. Nein, hier ist alles ordentlich in Plastik verpackt und importiert. Purasana aus Belgien oder ein Ableger eines großen Lebenmittelherstellers - sicher ist sicher, da weiß man , was man hat.



Die natürlichen Produkte oben, gab es zu kosten und sie waren lecker. Die Shakes sprechen wohl vor allem sportlich aktive Menschen an, und schwimmen ganz auf der Wellness-Welle. Sie enthalten auch die gängigen Superfoods wie Maca, Acai sind bio und vegan, aber auch Aromen.



Die Superfoods von Neoli unten werden von der Firma Kattus auf den Markt gebracht, ein altbekannter Hersteller im Gourmetbereich. Wenigstens sind die Superfoods bio, wie sie verarbeitet werden bleibt unbekannt.



Aber das KaDeWe wäre nicht das KaDeWe, wenn es nicht auch Außergewöhnliches aus Wildpflanzen zu bieten hätte: Ein "Gin ohne Alkohol", geignet zum Mixen von Cocktails. Leider nicht zum Probieren vor Ort und für 39.95 € wollte ich keinen Versuch machen und eine ganze Flasche kaufen. Seedlip Spice 94 wurde destilliert aus Piment, Kardamom, Eiche, Zitrone, Grapefruit und Kaskarillabaumrinde. Der Ginersatz ist alkkohol-, zucker- und süßstofffrei und eignet sich laut Hersteller zum Kombinieren mit Tonic Water. Ein natürliches botanisches Destillat, schreibt der Hersteller. Haltbar gemacht wird es mit Kaliumsorbat (was bei mir leider immer wieder zu Kopfschmerzen führt, weil ich keine Sorbinsäure vertrage, auch nicht, wenn sie aus den Früchten der Eberesche stammt. Weiteres Konservierungsmittel ist Ascorbinsäure (ob synthetisch oder natürlich weiß man nicht). Schade.


Die Variante Garden 108 wurde aus Erbsen, Heu, Minze, Rosmarin und Thymian destilliert.
Der Serviervorschlag lautet: mit hochwertigem Tonic Water, einer Hand voll Erbsen und Eis.
Ich finde das Konzept durchaus interessant, wäre ich nicht empfindlich mit der Konservierung. Allerdings könnt man ja auch die Zutaten mit frischen Wasser mixen und dann durch den Nussmilchbeutel passieren und fertig wäre das aromatisierte Wasser - solche Kombinationen findet ihr auch in Detox, Baby! als "leckere Wasser" oder Limonade zum Selbermachen.



Dem weltweiten Verlangen nach Entgiftung wird mit diesem "Functional Drink" hier unten Rechnung getragen. Vegan, kalorienarm und glutenfrei. The Black enthält dafür Aktivkohle, die Schadstoffe binden kann. So funktioniert "Entgiftung" allerdings nur, wenn man mal etwas Falsches gegessen hat. Entgiften kann unser Körper wirklich nur, wenn Schadstoffe aus Zellen und Geweben gelöst, gebunden und abtransportiert werden. Aktivkohle kann nur binden. Probiert es lieber mit leckeren Säften und Detox, Baby!


Wasser mit Aktivkohle und Emulgator für 2,95 € gehört aus meiner Sicht eher in die Kategorie: Getränke, die die Welt nicht braucht. Hier gibt es einen ausführlichen Testbericht.



Nicht entgehen lassen wollte ich mir die Obst- und Gemüseabteilung. Da gab es auch tatsächlich was, allerdings eingeschweißt und nicht besonders exotisch, sondern eher Standard.


Jeder Bioladen hat mehr zu bieten und vor allem bessere Qualität, weil bio.



So viel zum KaDeWe-Besuch. Menschen, die sich vegan und roh ernähren, finden definitiv bessere Plätze in Berlin, aber interessant  und inspirierend war es allemal dort.

Am Bahnhof Wittenbergplatz wurde mir zum Schluss dieser Tour, wie so oft in Berlin, bewusst, dass wir hier auch immer wieder erinnert werden und ich wünsche mir, dass dies nicht in Vergessenheit gerät und dass den Kindern erklärt wird, was es mit solchen Erinnerungstafeln auf sich hat - mein kleiner Appell an dieser Stelle, an alle, die hier mitlesen: Lasst nicht in Vergessenheit geraten, dass diese Stadt auch schon ganz andere Tage gesehen hat.




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