Behaartes Schaumkraut - kannst Du es schmecken?
Samstag, März, die Zeit fliegt und ich hinterher. Was ist das? Dieser Februar hatte vielleicht ein Tempo drauf und der März scheint es ihm gleichtun zu wollen. Heute habe ich ein spannendes Thema, über das ich gerne schreiben möchte: Wahrnehmung und Verbindung von Lebewesen.
Fühl mal, wie unterschiedlich sich diese Wildpflanzen anfühlen.
Ich stelle fest, dass es immer mehr Online-Kurse gibt. Alles kann man da lernen, es ist faszinierend. Wenn Du wissen willst, wie man ein Rohkost-Brot macht oder wie man den Geschirrspüler repariert, erfährst Du es dort. Und ich habe den Eindruck, mittlerweile sind wir auch dazu übergegangen, zu glauben, dass auch Beziehungen online funktionieren. Das tun sie ja auch teilweise, aber nur zu einem bestimmten Grad. Oder warum sonst sind die meisten Menschen mit Fernbeziehungen nicht so glücklich, wir können uns doch per Skype sehen, unterhalten und austauschen.
Aber wir können eben doch nicht alles austauschen. Du weißt nicht, wie Dein Gegenüber riecht, schmeckt oder sich anfühlt. Wir können nur hören und sehen online. Das reicht, um die Spülmaschine reparieren zu können, aber für mehr auch nicht.
Wie bin ich auf das Thema gekommen? Es gibt immer mehr Online-Kurse zu Naturthemen, worin es darum geht, Pflanzen oder Naturphänomene kennenzulernen. Und natürlich frage ich mich, ob so etwas für mich auch interessant sein könnte. Wollen meine Seminar- und Exkursionsteilnehmer so etwas auch? Aber es widerstrebt mir so. Ich mache viele Dinge gerne online, schreibe und spreche auch über Wildpflanzen, gebe Interviews fürs Fernsehen. Aber ich fühle mich da eher auf einer Metaebene. Ich spüre, dass es ist, wie wenn ich Bilder aus dem Urlaub zeige; den Geruch, die Sonnenstrahlen auf der Haut, das Summen der Bienen und das ganz besondere Flair am Urlaubsort, kann ich nicht transportieren. Ich kann Anregungen geben und Interesse wecken, aber die Verbindung zwischen den Pflanzen und den Menschen herzustellen, 1:1, das gelingt mir nicht. Es ist nur ein Sprechen über und nicht mit dem Lebewesen, wenn ich eine Pflanze in die Kamera halte.
Die Brennnessel brennt, aber virtuell kannst Du das nicht wahrnehmen. |
Bei meinen Überlegungen kam noch etwas dazu. Nämlich die Frage, warum so viele Menschen Tiere lieben und ob sie jemals auf die Idee gekommen sind, diesen Kontakt auch virtuell zu suchen. Ja, Tierfilme sind sehr beliebt, Catcontent auch, aber gibt es Online-Haustiere? Bestes Beispiel dafür, dass das nicht funktioniert sind Tamagotchis, der Hype aus den 90er Jahren um diese Plastik-Computertier-Fakes war wohl einer der kurzfristigsten überhaupt. Weil diese Ersatztiere nicht echt waren. Weil sie nicht fühlbar waren.
Natur und ihre Lebewesen, Pflanzen wie Tiere und Menschen, sind nicht in ihrem vollen Ausmaß wahrnehmbar, wenn wir ihnen nicht real gegenüber treten. Und auch die Sphinx am Stadtrand von Kairo bleibt nur ein Postkartenmotiv, welches sich vor Ort ganz anders darstellt. Da ist es ein vergleichsweise kleines Bauwerk direkt am Stadtrand, das aufpassen muss nicht unterzugehen. Und dennoch erfährt man dort etwas anderes als beim Blick auf eine Postkarte. Und die Sphinx lebt noch nicht einmal. Wieviel mehr erfährt man von einem Tier, wenn man ihm in die Augen blickt und wieviel mehr von einer Blüte, an der man riecht?
Kannst Du das Veilchen riechen?
Ich bleibe dabei - auch wenn es unendlich viel mehr Aufwand ist, Menschen und Pflanzen in natura zusammenzubringen und sie zarte erste Bande knüpfen zu lassen, scheint das meine Lebensaufgabe zu sein und manchmal fühle ich mich ein bisschen wie Sisyphos. Aber wenn es dann klappt und jemand sich nach Jahren noch erinnert, wo er/sie den ersten Giersch wahrgenommen und gekostet hat, dann ist das mein Glück.
Wenn Du Dich auch einmal in natura mit den Pflanzen verbinden möchtest, dann findest Du hier alle Möglichkeiten - ab Mitte März auch mit neuen Terminen - und hier geht's zum Jahreskurs Wildpflanzen-Praxis.
Die Bilder hier zeigen eine kleine Auswahl der ersten Frühlingspflanzen, die noch ganz frisch und ein bisschen kalt riechen, aber voller Energie stecken, die man auch schmecken kann.
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