Kurz vor Weihnachten ist in Kopenhagen gut sein. Es ist dort nicht kälter als hier im Süden von Deutschland, meistens ist das Wetter sogar ziemlich gleich und es gibt einen Vorteil, hier kennt man sich aus: Mit Rohkost. Überhaupt mit Essen. Hier ist René Redzepi im Noma einer der weltbesten Köche (4 x bester Koch des Jahres) und kocht ein Drittel des Jahres vegan und immer mit Wildpflanzen. Wenn überhaupt jemand in der Gehobenen Küche als Pflanzenkostkünstler bezeichnet werden kann, dann ist er es. Leider kann er sich noch nicht durchringen, immer vegan zu kochen.
Aber es gibt eine große vegane Szene in Kopenhagen und Rohkost gibt es überall. Das liegt auch daran, dass das Raw 42 mitten in Kopenhagen eines der ersten Rohkostrestaurants Europas und besonders hier Vorreiter für viele war. Sogar am Flughafen gibt es eine Filiale, die habe ich direkt angesteuert beim letzten Kopenhagen-Besuch.
Es war was los, aber nicht viel, daher etwas ungemütlich und die meisten haben sich für das gekochte "healthy Fast Food" begeistert. Daher habe ich mich entschlossen, doch gleich in die Innenstadt zu fahren und mir das Original anzuschauen.
Natürlich musste in Kopenhagen die Weihnachtsdekoration bestaunt werden, ohne die geht gar nichts in Skandinavien.
Und die kleine Meerjungfrau ist auch Pflicht, ich hatte sie noch nie gesehen.
Sie ist gar nicht groß. Trotz Regen und Sturm standen aber sehr viele Menschen am Ufer, denn sie ist wirklich die Attraktion für Touristen aus aller Welt.
Im Kongens Kastell, einer Festung im Nordosten der Stadt, ganz in der Nähe kann man wunderbar spazieren gehen, hier ist überhaupt nichts los, weil alle Meerjungfrau-Touristen mit Bus oder Taxi an und abreisen. Und dort im Park steht auch die schöne Windmühle.
Danach war mir kalt und ich machte mich schnell auf ins 42 Raw bevor es dunkel wurde, denn das geht in Kopenhagen unglaublich schnell um diese Jahreszeit. Da ist es dann schon schön, einen gemütlichen Platz zu finden.
Die Karte im 42 Raw ist groß und längst ist nicht alles roh, aber alles pflanzlich, vegan.
Man kann auch einiges zum Mitnehmen kaufen.
Die Törtchen und alles andere werden so gesund wie möglich zubereitet - "healthy food" ist das, was man hier anbietet, heißt: vegan, ohne Industriezucker, glutenfrei... Passt perfekt.
Die gekochten Varianten sind wohl eher ein Kompromiss, den man seit einigen Jahren dort eingeht, eigentlich will man dort doch Rohkost verkaufen, das war zumindest die ursprüngliche Intention. Die Rechnung geht auf, weil das hier Hand in Hand geht. Wer hierher kommt, entscheidet sich entweder für Rohkost oder für "gesunde" aber gekochte Gerichte. Der Geruch nach gebratenen Burgerpatties war aber doch dominant, nicht schlecht, aber für mich zu stark.
Ich habe mir ein Plätzchen am Fenster gesucht, richtig gemütlich war es hier nämlich nicht und so wollte ich wenigstens noch ein bisschen von der Weihnachtsstimmung draußen mitbekommen.
Und dann kam auch schon mein Essen - auf schönem Geschirr. Eine Tasting Plate mit den rohköstlichen Gerichten: Rohe Lasagne, Sandwich und Nudeln.
Kurz und knapp: Es war sehr lecker, allerdings auch teuer. Trotzdem, ich war pappsatt danach und habe mich, wie immer nach so einer Rohkost-Mahlzeit richtig gut gefühlt.
Zucchini- und Karottennudeln in leckerer Cashewsahne-Sauce:
Avocado Sandwich mit Tomate und Basilikum:
Lasagne, das Highlight:
Wie gesagt, alles gut, ein gesunder Ansatz und das Résumé bleibt positiv, aber ich würde mir wünschen, dass die Gerichte jahreszeitlich etwas angepasst wären. Das ist der Nachteil der Systemgastronomie, dass Saisonalität und Regionalität einfach keine Rolle spielen können. Und ein zweiter Nachteil: Das Personal kennt sich mit dem Essen überhaupt nicht aus, man arbeitet dort, aber man identifiziert sich nicht.
Dennoch: unbedingt Ausprobieren. 4 Restaurants gibt es im Umkreis von Kopenhagen, das spricht für sich. Und ich würde mir wünschen, wir hätten diese Art der Systemgastronomie auch in Deutschland. Das wäre ein Meilenstein.
Für heute schließe ich mit einem typisch dänischen Weihnachtsherz:
Und im nächsten Post schlemmen wir in Südschweden weiter.
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